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Fortpflanzung

Alle Achatschnecken besitzen sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane und gehören deshalb zu den sogenannten echten Hermaphroditen oder auch Zwittern. Allerdings produzieren sie nicht zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens sowohl Ei- als auch Sammenzellen, denn sie gehören zu den protandrischen Schneckenarten. Das bedeutet, dass sich der weibliche und männliche Teil des Genitaltraktes nicht zeitgleich entwickeln, sondern versetzt. Die männlichen Geschlechtsteile reifen vor den weiblichen. Eine junge Achatschnecke kann demnach bereits ein anderes Tier befruchten, selbst aber noch keine Eier produzieren.

Geschlechtsreife

Einige Arten erreichen die Geschlechtsreife in Gefangenschaft bereits ab einem Alter von fünf Monaten. In der Natur verzögert sich der Eintritt in die Geschlechtsreife durch eine klimainduzierte Trockenstarre. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Achatschnecken erst geschlechtsreif sind, sobald der Penis sichtbar wird. Dies ist ein Trugschluss und hat schon oft zu übersehenen Gelegen geführt.

Lissachatina fulica Penis

Balz

Achatschnecken zeigen ein ausgeprägtes und strukturiertes Balzverhalten. Jüngere Tiere, welche zunächst nur Spermien produzieren, neigen dazu, ein Balzverhalten zu initiieren, während ältere Tiere, die sowohl Eier als auch Spermien produzieren, dazu tendieren, eine Balz zu akzeptieren. Möglicherweise drücken sich dadurch auch die unterschiedlichen Geschlechterrollen aus. Das heißt, der Initiator übernimmt den männlichen, der Akzeptor den weiblichen Part der Kopulation. Daraufhin kann schließlich nur ein Gelege folgen. Ebenso ist es möglich, dass zwei ältere Tiere kopulieren. Dabei kann ein gegenseitiger Austausch von Spermien stattfinden, woraufhin zwei Gelege folgen.

Lissachatina fulica Balz

Paarung

In der Natur unterliegen alle Achatschneckenarten klimabedingten Paarungszeiten. Da die klassischen Trocken- und Regenperioden ausbleiben sind Achatschnecken in Haltung ganzjährig fortpflanzungsfähig. Viele Arten paaren sich sehr oft.

Bei der Kopulation haftet eine Schnecke am Gehäuse der anderen. Die Kopfteile der Weichkörper sind zueinander gedreht, sowohl bei einseitiger als auch bei gegenseitiger Penetration. Die Schnecken verharren vollkommen regungslos für mehrere Stunden. Lissachatina Arten kopulieren für gewöhnlich wesentlich länger als beispielsweise Arten der Gattung Archachatina. Paarungen von 12 Stunden sind dabei keine Seltenheit.

Lissachatina fulica Paarung

Eier oder Jungtiere

Die meisten Achatschnecken sind ovipar, das heißt, sie legen Eier. Einige wenige Arten, wie beispielsweise, Lissachatina allisa legen bereits fertige Jungtiere ab. Oft werden sie daher fälschlicherweise als lebendgebären oder vivipar bezeichnet. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um "echte" Viviparie, sondern lediglich um eine extreme Form des "egg-retaining". Die Eier von Lissachatina allisa haben keine harte Schale und die Jungtiere schlüpfen noch im Muttertier. Diese Form wird Ovoviviparie genannt.

Lissachatina allisa

Eier

Achatschneckeneier sind je nach Gattung zwischen 4mm und 2cm groß und haben eine harte, kalzifizierte Eierschale. Die Farbe der Eier variiert von Weiß über Gelb bis Grün. Alle diese Farben kommen vor und sind vollkommen normal. Die Schale des Eis selbst besteht aus Calciumcarbonat und ist immer weiß. Die Färbung liegt in einer organischen Schicht, welche das Ei umhüllt. Diese Membranschicht um das Ei kann durch äußere Einflüsse, wie z.B. UV-Licht, pH-Wert, beeinflusst werden. Sie dient in erster Linie als Schutz vor Austrocknung. Ihre Färbung wird nicht durch das Futter bestimmt.

Üblicherweise sind alle Eier eines Geleges gleich gefärbt. Allerdings kann die Färbung verschiedener Gelege einer Schnecke unterschiedlich ausfallen.

Lissachatina fulica Eier

Trächtigkeit

Da viele Arten ihre Eier in einem Teil ihres Genitaltraktes zurückhalten können, ist die Zeitspanne zwischen Befruchtung und Eiablage sehr variabel. In Extremfällen schlüpfen die Schnecken bereits während der Eiablage. Dies kommt besonders bei der sehr vermehrungsfreudigen Lissachatina fulica vor.

Die Eier sind einige Tage vor der Ablage durch das Atemloch im Ovidukt sichtbar. Kurz vor der Ablage der Eier sind diese nicht mehr zu sehen, da sie sich bereits im vorderen Teil des Oviduktes befinden.

Lissachatina fulica trächtig

Eiablage

Für die Eiablage gräbt die Schnecke eine sogenannte Bruthöhle. Diese dient zum Schutz und ist eine minimale Form der Brutfürsorge. Nach Ablage lassen die Schnecken das Gelege bzw. die Jungschnecken zurück.

Da besonders Arten der Gattung Lissachatina ihre Gelege relativ lange zurückhalten können, ist die Zeitspanne zwischen Ablage des Geleges bis zum Schlupf nicht eindeutig zu benennen. Sie kann zwischen wenigen Stunden und vier Wochen liegen.

Lissachatina fulica Eiablage

Bruthöhle

Im Normalfall graben Schnecken eine Bruthöhle und legen dort ihre Eier ab. Es kann aber auch vorkommen, dass Schnecken ihre Eier oberirdisch ablegen oder unterwegs einfach fallen lassen.

Sehr gerne legen Schnecken ihre Eier aber auch in Wurzelwerk von Pflanzen oder gar in deren Töpfen. Ein Topf alleine schützt also nicht vor einer dortigen Eiablage. Schnecken sind ausgezeichnet darin, ihre Eier an den unmöglichsten Orten abzulegen.

Lissachatina fulica Bruthöhle

Gelege

Ein Gelege kann zwischen 50 und 500 hartschalige Eiern umfassen, aus denen Jungschnecken im Kriechstadium schlüpfen. Die Anzahl und das Volumen der Eier korrelieren positiv mit der Schalengröße des Muttertiers. Eilebendgebärende Arten haben mit 40 bis 50 Jungtieren pro Wurf vergleichsweise wenig Nachkommen.

Lissachatina fulica Gelege

Einzelne Eier

Tiere, die gerade die Geschlechtsreife erreichen,  legen manchmal einzelne Eier oberirdisch ab. Diese Eier können normal kalzifiziert, schwach kalzifiziert oder unkalzifiziert sein. Diese Eier werden im Jargon häufig als „Probeeier“ bezeichnet. Bei eilebendgebärenden Arten handelt es sich dabei meistens um Aborteier, also abgestorbene Eier, die über diesen Weg abgestoßen werden.

Lissachatina zanzibarica Aborteier

Nachkommen

Die Jungtiere eierlegender Arten bleiben die erste Zeit unter der Erde und ernähren sich von der Eierschale. Im Vergleich sind Nachkommen von Lissachatina fulica nach dem Schlupf durchschnittlich kleiner und leichter als Nachkommen von Lissachatina allisa. Die eierlegende Lissachatina fulica hat also viele kleine und leichte Nachkommen, während die ovovivipare Lissachatina allisa wenigere große und schwerere Nachkommen hat.

Sie sind sofort eigenständig und unabhängig vom Muttertier.

Lissachatina fulica Nachkommen

Die AchatSchnecken Kolumne

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