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Limicolaria - wir sind viele!

Wenn wir an die Gattung Limicolaria denken, haben wir zierliche Schnecken mit wunderschönen gestreiften, gelblichen, rötlichen, bräunlichen oder auch orangenen Gehäuse vor Augen. Die Haltung ist vergleichsweise einfach und sowohl Nachzuchten als auch Importe sind ohne Weiteres erhältlich. Wahrscheinlich auch deshalb erfreuen sie diese Schnecken aktuell sehr großer Beliebtheit.

Die angebotene Farbenvielfalt scheint fast grenzenlos. Umso schwieriger eine Entscheidung zu treffen, welche man den nun haben möchte. Da trifft es sich gut, dass Limicolarias alles dieselben sind und man deshalb alle zusammenhalten kann - oder etwa nicht?



"Limicolarias sind alles dieselben"

Dieses junge Gerücht geistert seit kurzem durch die Schneckengemeinde und sorgt einerseits für entzückte Begeisterung und andererseits für große Besorgnis. Was genau es mit dieser Aussage auf sich hat, ist kurz und bündig abgehandelt: Sie ist schlichtweg falsch. Der ein oder andere mag jetzt gedanklich sagen: "Das ist deine Meinung." Nein, das ist nicht meine Meinung. Es wäre wirklich schön wenn alles so einfach wäre, so eindeutig und so strukturiert. Aber die Realität der Schneckenliteratur sieht anders aus. Und zwar so anders, das die Richtigkeit der Aussage überhaupt nicht zur Debatte steht!


Fakten lassen sich nicht durch Meinungen aushebeln.

Unter der Bezeichnung Limicolaria wird die gesamte Gattung und nicht eine bestimmte Art verstanden. Aktuell sind innerhalb der Gattung Limicolaria 22 verschiedene Arten beschrieben. 22 VERSCHIEDENE ARTEN! Für einige Arten sind Unterarten bekannt und für viele Unterarten auch noch verschiedene Farbformen. Wie kommen wir da also zu dem Schluss, dass Limicolarias alles dieselben sind?

Zum Vergleich: Die Gattung Lissachatina fasst lediglich 15 verschiedene Arten. Die Gattung Limiolaria ist also noch wesentlich vielfältiger als die Gattung Lissachatina. Ergo ist genau das Gegenteil der Fall, als uns dieses Gerücht weismachen möchte. Wenige Schneckenhalter würden es für eine gute Idee halten, alle Arten der Gattung Lissachatina zu vergesellschaften. Wieso setzen wir bei den Limicolarias auf Basis eines Gerüchtes andere Maßstäbe an? Wieso verlassen wir uns auf ein Gerücht? So viel erst mal zu "sind alles dieselben".


Ein Gerücht ist kein Freibrief

Alle Schneckenhalter kennen die Gründe, weswegen verschiedene Arten nicht vergesellschaftet werden sollten (ansonsten hier). Nun könnte man meinen, dass immerhin die verschiedenen Farbformen ein und derselben Art zusammengehalten werden könnten. Eine vergleichbare Diskussion kennen wir schon von anderen Arten und deren Farbformen, beispielsweise bei Lissachatina fulica "caramell" (s. hier). Doch das vermeintliche Schlupfloch ist keines. Durch Kreuzungen zahlreicher Farbformen gehen besondere Morphen in Folgegenerationen langfristig verloren. Da aber die Nachfrage gleich bleibt, werden wiederum mehr Tiere importiert. Betrachten wir also das Große und Ganze, führt dieses Gerücht im ungüstigstem Fall zu vermehrten Import von Schnecken mit besonderen Farben - aus Afrika.

Und mal wieder lodert die Frage auf: Haben wir nach den L. fulica "caramell", den L. immaculata und L. reticulata "Two-tones" immer noch nichts gelernt? Wieso machen wir immer wieder dieselben Fehler?


Doch nicht nur das: ungültige Artnamen

Schauen wir auf den Seiten von Importeuren, internationalen Händlern oder auch einfach auf Fanpages von begeisterten Schneckenhaltern vorbei, bleibt der Eindruck, man wisse doch genau was es mit dieser Gattung auf sich hat. Immerhin ist doch jedes Bild mit einer eindeutigen (?) Bezeichnung versehen. Doch tatsächlich ist es so, dass zahlreiche falsche Bestimmungen und ungültige Artnamen kursieren. Meistens wurden diese Tiere bereits beim Import falsch bestimmt und dann unter diesem Namen weitergegeben.


Exakte Bestimmung ist schwierig

Limicolarias haben in Westafrika ein sehr weites Verbreitungsgebiet. Das fehlende Wissen um den exakten Herkunftsort erschwert eine eindeutige Bestimmung immens. Der genaue Herkunftsort hat auch Einfluss auf die Haltungsbedingungen. Es gibt Populationen ein und derselben Art in verschiedenen Klimazonen und je nach dem woher der Import stammt, ist auch die Wohlfühltemperatur eine andere.

Die 22 bekannten Arten sind, sowohl in Farbe als auch in Form sehr variabel. Das geht soweit, dass zwei Tiere die sich optisch nur annähernd ähnlich sehen auch ein und derselben Art angehören können. Andere Exemplare wiederum, sehen sich ähnlich, gehören aber verschiedenen Arten an. Das alles wurde bisher nie berücksichtigt.

Limicolarias lassen sich nicht einfach anhand eines spitzen/stumpfen Apex oder eines einfarbigen oder gestreiften Gehäuses bestimmen. Wir müssen uns bei der Gattung Limicolaria von den Denkmustern die wir uns für die Lissachatinas, Achatinas oder auch Archachatinas angewöhnt haben, verabschieden.


Der Status Quo

Aktuell steht nur eines sicher fest: Wir wissen, das wir nichts wissen. Das ist sehr unbefriedigend und ich verstehe dass sich manch einer dann lieber an Aussagen orientiert, die Antworten auf offene Fragen geben. Aber einfach die invaliden Namen weiter benutzen obwohl wir wissen dass diese ungültig sind kann keine Alternative sein. Deshalb sollte jede Bestimmung mit Fragezeichen betrachtet werden.


Erste Kommentare zu Artnamen im Umlauf:

Limicolaria flammea : gültig, keine Unterarten

Limicolaria aurora : gültig, keine Unterarten

Limicolaria aethiops : ungültig --> Limicolaria aurora

Limicolaria agathina : ungültig --> Limicolaria flammea

Limicolaria martensiana : gültig, mindestens drei Unterarten

Limicolaria numidica : ungültig --> Limicolaria aurora

Limicolaria turris : gültig, mindestens zwei Unterarten


Wichtig: Weil ein Artname hier als gültig aufgeführt ist, bedeutet dies nicht dass die Bestimmung der damit bezeichneten Schnecken korrekt ist. Ungültige Namen sollten nicht benutzt werden.


Fazit: Ein Gerücht wird nicht wahrer je öfter es wiederholt wird!

Um dem ganzem Chaos Herr zu werden, haben wir uns entschlossen direkt die ganze Gattung Limicolaria aufzuräumen. Einiges an Literatur liegt uns bereits vor, doch das Thema ist wesentlich umfangreicher als erwartet. Weitere Ergebnisse werden daher noch auf sich warten lassen. Hier findet ihr alle unsere Projekte und AGs, schreib uns falls du dich engagieren möchtest.

Das Gefühl, sich für viele Arten zu begeistern und sich nicht zwischen den zahlreichen wunderschönen Schnecken entscheiden zu können, kennen wir alle. Doch daran führt kein Weg vorbei.



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